Prävention in der Schulsozialarbeit: Infos, Ideen, Impulse

Politische Bildung und soziales Engagement stärken unser Miteinander.
Das primärpräventive Projekt möchte Schulsozialarbeiter/innen und pädagogische Fach- und Lehrkräfte darin unterstützen, Kinder und Jugendliche für die Problemlagen extremer Strömungen zu sensibilisieren und demokratische Werte zu vermitteln.

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Salafismus

Der Begriff Extremismus beschreibt politische Einstellungen und Bestrebungen, die sich feindlich gegen den demokratischen Verfassungsstaat und die freiheitlich-demokratische Grundordnung richten, diese beseitigen oder in ihrem Sinne verändern wollen.

Neben Formen des politischen Extremismus gibt es auch religiös begründeten Extremismus, der antidemokratische Einstellungen und Bestrebungen religiös legitimiert sieht. Eine Form des religiös begründeten Extremismus ist der sogenannte ‚Islamismus‘ – ein Begriff, den viele aufgrund seiner sprachlichen Nähe zum Islam als Religion ablehnen. Hier handelt es sich um „Bestrebungen zur Umgestaltung von Gesellschaft, Kultur, Staat oder Politik anhand von Werten und Normen die als islamisch angesehen werden“ (Tilmann Seidensticker). Mit solchen Zielstellungen treten in den letzten Jahren verstärkt die sogenannten ‚Salafisten‘ in Erscheinung.

Der Salafismus ist eine Strömung des sunnitischen Islam, die religionshistorisch betrachtet verschiedene Quellen und Ausprägungen hatte. Im heutigen Verständnis ist ein/e Salafist/in jemand, der/die nur den Koran und die Prophetentradition als legitime Quellen eines authentischen Islam anerkennt und sich in eigener Lebensweise, Kleidung und Verhalten an den ersten drei Generationen nach dem Propheten Mohammed orientiert. Hieraus leitet sich auch der Begriff ab; Salafismus kommt vom Arabischen as-salaf as-salih (السلف الصالح), in etwa übersetzbar mit Die ehrwürdigen Altvorderen.
Der zeitgenössische Salafismus ist dabei im Wortsinn fundamentalistisch, das heißt er vertritt ein wortwörtliches Verständnis der islamischen Quellen und lehnt moderne Interpretation ebenso ab wie klassische Koranexegese. Mit diesem Selbstverständnis als Vertreter/innen einer ‚unverfälschte‘ Lehre und Lebensweise, dem Selbstbild als „wahre Muslim/innen“ und dem fundamentalistischen Quellenverständnis einher geht ein exklusiver Wahrheitsanspruch und die Ablehnung anderer Heilswege und Glaubensrichtungen – nichtmuslimischer als auch muslimischer.
Über Extremismus oder Gewaltbereitschaft sagt diese ganz allgemeine Definition von Salafismus aber zunächst nichts aus.

Die Attraktivitätsmomente des Neosalafismus lassen sich mithilfe der Formel WWWGGG erklären: Die Suche nach Wissen über den Islam und der wahren Religion, Werte, die ein klares Weltbild widerspiegeln, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die Gehorsam gegenüber strengen Regeln übt und für Gerechtigkeit einsteht.
All diese Bedürfnisse haben mit Religiosität eher weniger zu tun und bieten dadurch Handlungsmöglichkeiten in der Prävention. Hier könnte die Frage lauten: Was können wir den Jugendlichen bieten, was Salafist/innen nicht können?

Die neosalafistische Szene ist die am schnellsten wachsende Szene in Deutschland. In der gesamten Bundesrepublik wurden im Jahr 2011 noch knapp 3800 Personen der neosalafistischen Szene zugeordnet, so sind es Ende 2016 knapp 9200 Personen. Nordrhein-Westfalen gehört zu den Bundesländern, in denen die Szene am größten ist. Im Jahr 2011 zählte man in NRW bis zu 500 Anhänger/innen und Ende 2016 über 3000 Anhänger/innen.
In Deutschland gibt es derzeitig weder einen einheitlichen Dachverband noch eine politische Partei, die die Interessen der Szene widerspiegelt. Sämtliche Versuche sind, aufgrund von ideologischen Differenzen innerhalb der Szene, gescheitert.
In NRW setzt sich die Szene aus unterschiedlichen Vereinen, Netzwerken und der lokalen Szene zusammen. Ihre Finanzierung läuft zum Teil über ausländische Geldgeber und Spendenaktionen.

Hate Speech

In Kommentarspalten, Foren und Sozialen Netzwerken begegnet man, nicht erst seit der Flüchtlingskrise, massiv rassistischen und fremdenfeindlichen Hassreden. Aber auch Antisemitismus, Islam- und Muslimfeindlichkeit, Sexismus, Homofeindlichkeit und andere Formen der Abwertung finden im Netz die große Bühne – in drastischer Sprache, verbreitet über menschenfeindliche Bilder und Memes und zum Teil in Form konkreter Gewaltandrohungen. Für dieses vielschichtige Phänomen hat sich im deutschen Sprachgebrauch der aus dem US-Amerikanischen stammende Begriff Hate Speech (englisch für „Hassrede“) durchgesetzt. Er beschreibt allgemein abwertende, menschenverachtende und volksverhetzende Sprache und Inhalte insbesondere in den Sozialen Netzwerken. Hate Speech ist also eine Form der digitalen Gewalt, die das Ziel verfolgt, bestimmte Personen oder Personengruppen herabzusetzen oder zu verunglimpfen.

Der Begriff Hate Speech selbst ist dabei juristisch nicht definiert, sehr wohl aber können bestimmte Inhalte, die gemeinhin als Hate Speech bezeichnet werden, Tatbestände des Strafgesetzbuches (StGB) erfüllen, wie u.a. die der Beleidigung (§ 185 StGB), üblen Nachrede (§ 186), Verleumdung (§ 187), öffentlichen Aufforderung zu Straftaten (§ 111) oder der Volksverhetzung (§ 130).

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Um Interaktivität und einen gegenseitigen Lernprozess zu gewährleisten, können Sie eigene Fragen einreichen, die zeitnah beantwortet und gegebenenfalls sukzessive in den Fragenkatalog aufgenommen werden. Fragen, die nicht veröffentlicht werden, beantworten wir gerne. Bitte geben Sie dazu Ihre E-Mailadresse nach Ihrer Fragestellung an.

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Projekte

Im Rahmen des landesweiten Wettbewerbs „Stimme für Respekt. Gegen Extremismus. Ein Präventionsprojekt für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Schulsozialarbeit“ wurden im September 2016 und im Juli 2017 interessierte Schulsozialarbeiter*innen eingeladen, eigene Projektideen einzureichen und aus allen Einsendungen wählte die AJS gemeinsam mit der LAG Schulsozialarbeit zehn Modellstandorte aus. Die Projektideen sind im Folgenden dokumentiert und dienen als Best Practice Beispiele der Impulsgebung für eigene Projekte.

Projektübersicht

Eichendorf Realschule / Köln / Antirassismus Anlaufstelle

Friedrich-Albert-Lange Berufskolleg / Duisburg / Youtube Kanal

Johannesschule Grundschule / Köln / Gewaltpräventionsprojekt

Realschule Holzheim / Neuss / Schüleraustausch

Schulzentrum Telgte / Telgte / Film- und Theater-Projekt

Walter-Gropius-Berufskolleg, Technische Schule der Stadt Bochum /

Lüttfeld-Berufskolleg / Lemgo/Kreis Lippe / Kunstprojekt / Film

Förderzentrum Süd / Monheim / Theaterpädagogik / Gewaltprävention

Stift Grundschule / Dortmund/ Demokratieerziehung

Hauptschule an der Wächtlerstraße / Essen / Peacescouts